Das Orginal Friedberger Burgfestmännchen

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WZ: 20.12.1999

Macher-Mangel: Kein Burgfest im Jahr 2000
Noch vor wenigen Wochen war von »größer und bunter« die Rede gewesen
- AG plant Abschieds-Party

Friedberg (en). Kurz vor dem Jubiläum ist es den Weg alles Irdischen gegangen: Im Jahr 2000 wird es kein
25. Burgfest in der Kreisstadt geben. Das teilte gestern Sven Weiberg von der Burgfest-AG beim
Stadtjugendring mit. Dabei hatte es noch vor fünf Wochen so ausgesehen, als sollte es nicht nur ein Burgfest
2000 geben, sondern sogar ein größeres als in diesem und den vergangenen Jahren (siehe WZ vom 10.
November). Schon damals war allerdings bezweifelt worden, dass die für dieses Konzept notwendigen 50
000 Mark politisch mehrheitsfähig seien.
1976 war es von der Wetterauer Jugend aus der Taufe gehoben worden, die mit viel Idealismus und
überwältigendem Erfolg ein Kulturfestival etablierten, das bald in ganz Hessen und darüber hinaus Freunde
fand. Dazu trug natürlich auch der Veranstaltungsort bei: Der Burggarten mit seiner Naturbühne und das
gesamte Gelände der Burg erwies sich als ideales Areal für die Fete.
Die Jugendlichen von damals machten nach und nach aus den unterschiedlichsten Gründen den Jüngeren
Platz, und auch deren Engagement und Idealismus war vorbildlich - obwohl spätestens seit Anfang der
neunziger Jahre die Besucherzahlen stetig zurück gingen. Die Stadt musste immer wieder um Zuschüsse
gebeten werden, ganz große Namen waren mit dem dennoch kleiner werdenden Budget nicht mehr in die
Burg zu holen, manchmal machte auch das Wetter den Veranstaltern einen dicken Strich durch die Rechnung.
Nun kam also noch einmal ein Aufbäumen im November - und dann das Aus. Als Grund nennt Sven
Weiberg in einer kurzen Pressemitteilung einen »akuten Mangel engagierter und junger Organisatoren«.
Diese Entwicklung sei nicht von einem Tag auf den anderen eingetreten und nicht durch dramatische
Ereignisse ausgelöst worden, führte Weiberg gegenüber der WZ aus. Das Problem habe sich schon bei der
Planung des diesjährigen Festes abgezeichnet.
Eine Art Abschiedsfete soll im nächsten Jahr dennoch steigen - ein »kleines, lokales Kulturfestival« für alle
ehemaligen Burgfest-Macher.
Geplant wird diese Party beim nächsten Treffen der Burgfest-AG am 10. Januar um 20 Uhr in den Räumen
des Stadtjugendrings im Gärtnerweg 1. Dazu sind - wie immer - alle Interessierten eingeladen.

 

WZ: 10.11.1999

Burgfest 2000: Weg vom reinen Musikfestival
Programm vorgelegt: Bekannte Bands, mehr Artisten, Flohmarkt, Kino -
Hoffnung auf 50 000 Mark von der Stadt

Friedberg (ax). Größer, bunter und mit mehr Highlights: Das Burgfest im nächsten Jahr - die 25. Auflage
des weit und breit einzigen Festivals, das nicht von kommerziellen Veranstaltem auf die Beine gestellt wird -
soll den negativen Besuchertrend der vergangenen Jahre stoppen und die Weichen stellen für eine größere
Attraktivität in der Zukunft. Dass das funktionieren kann, dessen sind sich zumindest die Macher der Fete
sicher, die ihr neues Konzept jetzt in der Stadthalle vorstellten.
Dabei ist der neue Plan gar nicht so neu, knüpft er doch an frühere Burgfeste an. So soll wieder die gesamte
Burg Schauplatz des Geschehens werden, erläuterte Tim Brückner für das Organisatorenteam unter dem
Dach des Stadtjugendrings die Vorstellungen. Im Burggarten werde es mehr Informationsstände geben, im
restlichen Gelände einen Flohmarkt mit vielen Ständen. Außerdem sollen mehr Clowns, Jongleure oder
ähnliche »Events« dafür sorgen, dass der Flair eines Kulturfestivals nicht verloren geht.
Für das klassische Musikprogramm gibt es zwei Bühnen, die neue Schlossbühne am St. Georgs-Brunnen
und die Naturbühne. Dabei wollen sich die Organisatoren mächtig ins Zeug legen, ist doch für jede Bühne
eine Top-Gruppe geplant. Zwar will und kann man nicht völlig auf große Namen setzen, doch ist man zu der
Meinung gelangt, dass sich mehr Besucher offenbar nur anlocken lassen, wenn auch »Reißer« zu hören sind.
Die gute alte Holzbühne soll als Kabarett- und Theaterforum dienen, nach dem Ende des Musikprogramms
will das Macher-Team hier einen Spielfilm zeigen, also Freilichtkino anbieten.
Man hat sich viel vorgenommen, doch ein anderer Weg sei nicht zu sehen, so Brückner. »Die Erfahrungen
der letzten Jahre haben gezeigt, dass das Burgfest mit einem verschlankten Budget keine bessere Akzeptanz
erhielt. Die Aufgabe, das Festival attraktiver zu gestalten, geht mit einem deutlich höheren Aufwand in der
Vorbereitung, der Öffentlichkeitsarbeit, im Stage-Management und in der Programmgestaltung einher, der
sich nicht allein durch ehrenamtliche Tätigkeit abfangen lässt«, meinte Brückner.
Dass alles kostet natürlich eine Menge Geld, und das soll einerseits durch ein Sponsoring-Konzept
aufgebracht werden, zum anderen hofft man auf eine stärkere finanzielle Unterstützung seitens der Stadt. 50
000 Mark müssten das sein, damit die Rechnung einigermaßen aufgeht, eine Summe, die von anwesenden
Stadtverordneten als »kaum vorstellbar und nicht mehrheitsfähig« bezeichnet wurde.
Ob das vorgelegte Konzept realisierbar ist, muss sich also noch herausstellen.
 

 

WZ: 23.8.1999

WZ - Friedberger Burgfest - Der Eindruck täuscht: So voll wie hier auf den Bänken vor der Holzbühne war es sonst nirgends.

Ein Besorgnis erregender Besucherrückgang
Zum Burgfest kamen trotz optimalem Wetter nur rund 1650 Besucher -
Bands spielten zum Teil vor halbleeren Rängen

Friedberg (ützlax/ist/jw). War's das nun endgültig? Angesichts der mehr als bescheidenen Besucherzahlen
des diesjährigen Burgfests drängt sich die Frage auf, ob das älteste selbstorganisierte Festival der aktuellen
Popkultur im nächsten Jahr noch seine 25. Auflage erleben wird. Finanziell ist man 1999 sicherlich in die
Miesen gerutscht, denn nur rund 1650 Karten - und zusätzlich noch einmal 200 für den Freitagabend -
wurden verkauft. Vielleicht hilft ja die Ausfallbürgschaft der Stadt, und allemal gilt die alte Weisheit, die auf
der ersten Seite des Burgfestzeitung ironisch-trotzig verkündet wurde: Totgesagte leben länger. Man wird
also abwarten müssen, ob im Jahr 2000 das Burggemäuer wieder den Rahmen für das Fest bietet. Heute
jedenfalls ist festzuhalten, dass das Fest diesmal nicht die Erwartungen erfüllen konnte, obwohl die
Bedingungen eigentlich optimal waren.
Das zeigte sich bereits am Freitagabend, als wieder »Independent Day» angesagt war, ein garantiert
Cover-freies meeting heimischer Gruppen. Denen wollten die Burgfestmacher Gelegenheit geben, sich
abseits großer kommerzieller Zwänge vorzustellen, andererseits geriet der Abend zu einer guten Gelegenheit,
Organisation und Technik des gesamten Festes noch einmal in einer Art Generalprobe auf den Prüfstand zu
stellen. Was die Besucherzahl angeht, konnte man noch zufrieden sein, denn rund 600 Leute, nicht nur Fans
der jeweiligen Formationen, bevölkerten bei nicht ganz so warmem Wetter das Rund vor der Naturbühne.

Fünf heimische Gruppen

Sie erlebten fünf Gruppen, die je eine Stunde lang ihre musikalische Visitenkarte abgaben. Den Anfang
machte »Elfmorgen«, die die zu diesem Zeitpunkt noch spärlich gesähten Zuschauer aufzumischen
versuchten, genau der richtige Opener für eine gepflegte Party. Danach präsentierten die »Cosmic Cowboys«
ihren eigenwilligen, schwer definierbaren Sound mit deutschen und englischen Texten, punkig angehaucht
und oft im »Ramrnstein«-Stil. Auch »Zero Gravity« bot eine solide Vorstellung, einen Sound, der an
Gruppen wie Saga oder Genesis orientiert war, aber durchaus nicht nur dies abkupferte. Es folgte
»Soliloquy«, die noch einen Zahn zulegten und fetzig über die Bühne tobten, eine rasante Mixtur aus allem,
was fett, kräftig und vital ist. Den Abschluss bildete »Auturnn Spirits«, eine Formation, die nun wirklich lrish
Folk, Metal und Mainstream-Rock im musikalischen Shaker zu einem recht schmackhaften Cocktail
verarbeitet. Alles in allem konnte der Freitagabend durchaus gefallen, wenn auch hier und da bei den Gruppen
noch am individuellen Stil gefeilt werden müsste, denn einfach nur Elemente aller möglichen Richtungen
zusammenzuwerfen, ergibt noch keinen individuellen Sound.
Der Samstag begann bei herrlichem Wetter auf der Holzbühne mit »Iscream«, einer Band aus Nidda, die mit
ihrem grungigem Rock voll zu überzeugen wusste. Als sie loslegte, füllte sich ganz langsam die
sonnenbeschienene Wiese, und dann war »The Coxx« an der Reihe, die erste herausragende Akzente setzte.
Das hörte sich sehr intensiv, sehr melodisch und rundherum sauber an, gut gespielter, gepflegter Rock. Zur
gleichen tummelten sich vor der Naturbühne nur wenige Besucher, um das Duo »Hin und Weg« zu sehen,
ein Musiktheater, das seine Wurzeln in der Straßenmusik hat und sich wohltuend absetzte vom sonst
üblichen Gewummere und Gehämmere. Danach ließen die »Kikos« die Puppen tanzen, sie boten eine höchst
amüsante Synthese zwischen Funk, Hip Hop und griechischem Rembetiko, prall von Leben und der Freude
daran.

Am Publikumsgeschmack vorbei
Dieser Gruppe folgte das Annin Heitz Zigan Swing Trio, das mit Bandleader Heitz einen überragenden
Sologitarristen zu bieten hatte und vom Können her mit seiner Mixtur aus Swing-Standards, Funk und
Modem Jazz voll zu überzeugen wusste. Gleichwohl traf diese Gruppe nicht so recht den Geschmack des
Publikums, wie die fast leere Fläche vor der Bühne und die Lücken auf den Zuschauerrängen zeigten.
»Hör'n wir auf mit den politischen Liedern. Singen wir lieber wieder Albernheiten und Sauereien«, meinte
derweil auf der Holzbühne Kleinti Simon, und sein Kollege Götz Widman grinste schelmisch. Dabei hatte
Joint Venture vor größerem Publikum nicht ein einziges politisches Lied gesungen, sondern waren allenfalls
mit schrägem Spott und eben viel Albernheiten ein bisschen über die Politiker hergezogen. Wenn früher zwei
Jungs mit Gitarren auf der Bühne saßen und deutsche Texte absonderten, hieß das meist: Obacht, jetzt kommt
die Moralkeule, und die Welt wird gleich ein Stück besser. Damit haben Joint Venture aber nun wirklich
nichts zu tun, und die einzige neue Erkenntnis, die man mit nach Hause nehmen konnte, war, dass Kurt
Cobain ein Drogenopfer war. Er starb, so wußten die beiden zu berichten, an einer Überdosis Schrot, oral
injiziert.

Viel Publikum vor der Holzbühne
Nach Joint Venture betrat die Ska-Band The Busters die Holzbühne. Trotz reichhaltigem Bläsereinsatz klang
das Ganze anfänglich etwas dünn, und man musste schon hingucken, um zu glauben, dass hier tatsächlich
zwölf Musiker am Werk waren. The Busters zogen zwar einen Großteil des Publikums zur Holzbühne, und
bisweilen kam auch etwas Stimmung auf; völlig überzeugen konnte »Deutschlands erfolgreichste Ska-Band«
das Publikum allerdings nicht.
Da zog es einen dann doch eher zur Naturbühne, wo ab 21 Uhr Super Cayor de Dakar zu hören und zu
bestaunen waren. »Salsa Mbalax« nennt die Combo aus dem Senegal ihre Musik, und hier wurde so manche
Birkenstock-Latsche durchgetanzt. Super Cayor überzeugten mit ihrer gut hörbaren Party-Musik zum
Abtanzen, deren Charme in einem kräftigen Salsa-Einschlag liegt, einem Musikstil, den man auf dem
afrikanischen Kontinent weniger vermutet, der sich aber auf eine interessante Weise mit den afrikanischen
Rhythmen verbindet. Der Band um den Leadsänger Pathe Gadiaga aus Dakar gelang es, das Publikum
bereits ab dem erste Song in Bann zu ziehen und den Platz vor der Naturbühne in einen dampfenden
Hexenkessel zu verwandeln - der Magie dieser ungewöhnlichen Musik konnte sich kaum einer entziehen.

Ein Ständchen für die »Madame«
Da ließen es sich Super Cayor dann auch nicht nehmen, ihrem Plattenproduzenten und seiner Frau »Madame
Gretz« ein Ständchen zu bringen. Günther Gretz aus Frankfurt bemüht sich seit vielen Jahren mit seinem
Mini-Label »Popular African Music«, Musik aus allen Teilen Afrikas bekannt zu machen. Da sich die
fmanzielle Situation für afrikanische Bands, nicht zuletzt auf grund politischer Verhältnisse, immer mehr
verschlechtert, wie Gretz bedauert, werden zehnköpfige Bands wie Super Cayor immer mehr zu einer
Ausnahmeerscheinung auf europäischen Bühnen. Um so erfreulicher dieses einzigartige musikalische
Erlebnis auf dem Burgfest.
Auf der Holzbühne fegte derweil »Dan« über die Bretter. Die Multi-lnstrumentalistin mit den feuerroten
Haaren rockte zwar recht ordentlich, vermochte es aber dennoch nicht die Zuschauer in Bewegung zu
versetzen, und vor der Holzbühne kam keine richtige Stimmung auf.

Plexiq und die Kälte

Am späteren Abend wurde es dann auch empfindlich kalt im Burggarten, als Plexiq kurz vor Mitternacht die
Bühne betraten. Hier konnte man sich nur noch durch mittanzen aufwärmen. »Handgemachte Elektronik«
boten die fünf Jungs aus Hamburg. Ihre vielfältigen Sounds, die allen möglichen Stilen entstammen,
hauptsächlich jedoch aus Drum'n'Bass, House und Ambient, zogen vor allem das jüngere
Burgfest-Publikum an. Die Musik ist zu einem großen Teil handgemacht, die Klänge entstammen
keineswegs ausgefeilten Computerprogrammen: Das Schlagzeug wird live gespielt, genauso wie die
Keyboards und der Bass, der Gesang teils durch ein Megaphon verzerrt. So schafften es Plexiq, einen
elektronischen Klangteppich über dem Burggarten auszubreiten - dieses musikalische Erlebnis wurde
lediglich durch die offensichtliche Meinung des Mischers geschmälert, dass »Techno« dröhnen müsse.
Wenn man sich allerdings etwas weiter weg bewegte, klang das Ganze dann wieder etwas hörbarer.
Mittlerweile konnte man den Eindruck gewinnen, dass an diesem Spätsommerabend nach Mitternacht
Minustemperaturen herrschten - da zog es einen dann doch nach Hause.
 

WZ - Friedberger Burgfest - Besucherschwund - Nur noch rund 1650 verkaufte Karten

Aus der WZ 23..8.1999

Burgfest-Splitter
(ütz/ax/jw/ist). Der drastische Besu-
cherrÜckgang spiegelte sich schon in der
Parkplatzsituation in der Stadt wider: Das
Chaos früherer Jahre mit zugeparkten Gas-
sen blieb aus. Auf dem Burgfeld-Parkplatz
gab es zahlreiche Lücken, hier einen Stell-
platz zu finden, war kein Problem. Als einer
der WZ-Berichterstatter gegen 22.30 Uhr
von hier wegfuh1; stand sein Auto fast allein
auf weiter Flur: Selbst in Straßen in der Vor-
stadt zum Garten, wie etwa der Weiher-
straße, konnte man noch Parkplätze finden.
*
Burgfestbeschicker waren diesmal wieder
die »Deutsch-Iren«, die Gesellschaft zur För-
derung deutsch-irischer Verständigung aus
Friedberg. Sie hatten ihren Stand am Weg
entlang der östlichen Burgmauer aufgebaut,
und hier fiel eines auf: Das berühmte Guin-
ness, das dunkle irische Bie1; eigentlich das
Aushängeschild des Vereins, kam in diesem
Jahr nicht zum Ausschank. »Es lohnt nicht
mehr«, so Präsident Karl Buxmann. Hinter-
grund, wie man so hört: Die Bierpreise wa-
ren einheitlich festgeschrieben, und da der
irische Gerstensaft im Einkauf teurer ist als
heimische Sorten, mochte sich der Verein
dem Diktat nicht beugen. So wurde eben
nichts Alkoholisches verkauft, dafür gab's
hier Würste zu erstehen.
*
Eng war's, wie gesagt, nicht, nur an einer
Stelle gab es Staus: vor der Damentoilette
unterhalb des Adolfsturms. Hier mussten die
weiblichen Besucher phasenweise lange an-
stehen, und für einige war's zu lange. Sie wi-
chen in ihrer Not aus auf die benachbarte
Herrentoilette, und die dortige männliche
»Kundschaft« nahm das Eindringen in »ihr«
Reich gelassen. »Wir haben ja Gleichberech-
tigung«, meinte einer achselzuckend.
*
. . . und immer wieder Terry Keegan, die üb-
liche Frage: »Hi Terry, wie geht's?« und der
Austausch darüber; was sich seit dem letzten
Burgfest im Leben des anderen so getan hat.
Nach fast 20 Jahren Burgfest zählt er sich
selbst bereits »zum Inventar«, oder wie er
sagte: »Im Winter gibt es Weihnachten, im
Sommer Burgfest.« Im Lauf der vielen Jahre
kennt er den Lebenslauf so vieler stetiger
Burgfestbesuche1; dass er sicher viele Ge-
schichten erzählen könnte, wenn er nicht
viel lieber trommeln würde...
*
Freitagabend. Raus aus dem Büro, rein in
die Burg. Musik hören und zwischendurch
was essen. So hat man sich das vorgestellt,
aber denkste! Die Essensstände werden erst
am Samstag aufgebaut, ist an der Kasse zu
erfahren. Und wieso? Achselzucken. Frag
mal an der Theke. Mist. Also zur Theke. Dort
witzelt einer: »Sieben Bier ersetzen eine
Mahlzeit.« Blöder Spruch, also gleich aus-
probieren. Nach dem dritten Bier schlackern
die Oberschenkel, und weil die Jungs von
»Zero Gravity« in die Saiten hauen, dass
sich die Boxen krümmen, knurrt nicht nur
der Magen. Auch das Bauchfell vibriert.
Dann der entscheidende Tipp: Geh doch ins
Salzhaus, is' ja net weit. Also zum Salzhaus.
Schnitzelbrötchen mit Zwiebeln und Käse.
Der Abend ist gerettet..
*
»Burgfest 89« war auf dem Einlass-Stem-
pel zu lesen, und wer den Blick schweifen
ließ, konnte noch tiefer in die Vergangenheit
eintauchen. Gebatikte Hosen konnten an
den Buden erstanden werden, Indianer-
schmuck und Räucherstäbchen. So mancher
Hippie mit abgelebtem Gesicht und geflick-
ten Jeans, der da durch den Burggarten ti-
gerte, sah gerade so aus, als ob er ein Über-
bleibsel aus den Anfängen des Burgfestes in
den Siebzigern sei. Sogar ein Palästinenser-
tuch wurde gesichtet, und als zu den Klän-
gen von »Joint Venture« ein merkwürdig bit-
tersüßer Duft über die Köpfe der Zuhörer
strich, schien die Uhr um ein paar Jährchen
zurückgedreht. Doch halt! Zuviel Wehmut
tut nicht gut. Wie sangen noch »Joint Ventu-
re« in dem Song über ihre Karriere als Alko-
holiker: »Nie wieder find ich die Ekstase,
meiner Berendsen-Apfel-Phase.
*
Laut war's am Freitag abend, manchmal
unerträglich laut. Warum man aus dem »In-
dependent Day« unbedingt eine gelungene
Stadtbeschallung machen musste, bleibt
wohl das Geheimnis der Burgfest-Mache7;
jedenfalls wummerte und hämmerte es ganz
schön in den Eingeweiden, hielt man den Si-
cherheitsabstand von den Boxen nicht ein.
Selbst in entfernteren Teilen der Stadt war
der Sound mühelos hörbar, ein sicher ziem-
lich zweifelhafter Service. Es wäre ja wohl
auch ein paar Phon leiser gegangen, gewis-
sermaßen als Schonmaßnahme für geplagte
Ohren und sonstige menschliche Innereien.
*
So gar nicht kapiert hatten manche Besu-
cher; dass die Burgfest-Tickets für beide Ta-
ge galten, es aber auch Eintrittskarten nur
für den Freitagabend gab. Verständnislose
Gesichter an den Kassen waren an der Ta-
gesordnung, was unweigerlich geduldige Er-
klärungsversuche der Burgfest-Menschen
zur Folge hatte. Manchmal dauert es ziem-
lich lange, bis der Groschen fiel, und dann
auch noch die Entscheidung zu treffen, ob
man nun nur für einen oder für zwei Tage be-
rappte, fiel manchem sichtlich schwer.
*
»Die haben uns Schilder geklaut.« Sauer
waren die Burgfestmacher, weil wichtige
Hinweise für Besucher, vor allem was das
Parken betrifft, sich in Luft aufgelöst hatten.
Logischerweise sind die Täter nicht be-
kannt, und was einer mit solchen Schildern
anfangen will, ist auch nicht erklärbar. Al-
lerdings gab's ja kein Verkehrschaos, die
wohlgemeinten Hinweise wären also oh-
nehin entbehrlich gewesen. Ein schwacher
Trost für die Organisatoren.
 

 

 

Aus FR 3.8.1999:

Ska von "The Busters", Indie-Rock von "The Coxx"
Friedberger Burgfest am 20. und 21. August / Zum "Independent day" spielen nur Bands aus der Region
Von Bernd Schmidt

FRIEDBERG. »Totgesagte leben länger«, sagen die Burgfest-Macher, die Arbeitsgemeinschaft  Friedberger Burgfest im Stadtjugendring, selbst über das traditionsreiche Kulturfest in der  Kreisstadt - und so lebt es denn weiter. Wie vor  zwei Jahren ist das Burggelände auch 1999 an zwei Tagen, am 20. und 21. August, wieder Schauplatz des größten Wetterauer Open-air-Festivals.
Der »Independent Day« am Freitagabend ist  ausschließlich regionalen Bands vorbehalten. Wer die Samstagsveranstaltungen nicht besuchen will, kann Karten nur für diesen Abend erwerben. Die fünf Musikgruppen »Elf morgen«, »Soliloquy«,
»Zero Gravity«, »Cosmic Cowboys«, »Autumn Spirits« decken ein breites Spektrum von Ska über Trash bis melodiösem Rock a la Genesis oder Rush ab. Ab 19 Uhr ist die Naturbühne Schauplatz des »Independent day«, Einlaß ist bereits ab 18 Uhr.
Den Samstag eröffnet auf der Naturbühne ab 15.30 Uhr das Musiktheater »Hin und Weg«. »Die Kikos« mischen Funk, HipHop und Pop mit einem Schuß griechischer Folklore bevor das »Armin Heitz-Zigan-Swing Trio« exzellente Gitarrenmusik von Swing, Latin bis zu Modern Jazz präsentiert.
Ab 21 Uhr lädt die senegalesische Band »Cayeur de Dakar« mit ihrer musikalischen Mischung aus Mrican Highlife, Son und Salsa zum ausgiebigen Tanzen ein, bevor die hochgelobte Drum-and-Bass-Formation »plexiq« das Programm auf der Naturbühne beschließt.
Ab 15 Uhr gibt es auf der Holzbühne Livemusik. Das neunstündige Programm eröffnen die Gitarren-Gruncher von "Iscream". Einen hohen "Abgehfaktor" versprechen "The Coxx" mit ihrer Mischung aus melodischem Indie-Rock mit Folkeinflüssen. Ab 17.45 Uhr spielt eine  Formation, die als eine von wenigen schon einmal auf dem Burgfest zu Gast war: "Joint Venture". Das Köln/Bonner-Duo Martin Simon und Götz Widmann zitieren die  verschiedensten Musikstile und verbinden sie mit geistreichen Texten zu Musik, die einfach Spaß macht.
Ab 20 Uhr will Deutschlands erfolgreichste Ska-und-Rocksteady-Band das Publikum im Friedberger Burggarten in Tanzlaune versetzen. "The Busters", zwölf Musiker stark, orientieren sich dabei an den klassischen Wurzeln ihrer Musikrichtung ohne auf Neuerungen zu verzichten.
Höhepunkt des Abends ist der Auftritt der Berliner Formation "Dan" um die Sängerin und Frontfrau gleichen Namens. Ab 22.30 Uhr präsentiert die fünfköpfige Band ihren ganz persönlichen musikalischen Mikrokosmos aus Glam-Pop und Hard-Rock, HipHop und TripHop, Ambient und Funk.
Auf dem Festivalgelände unterwegs sind in diesem Jahr Ingrid Irrlicht (Walking Act) und der lehrbeflissene Dauergast Terry Keegan (Kongas).
Auch in diesem Jahr gibt es wieder ein großes Aufgebot an Infoständen, Verköstigungsständen, einen Künstlermarkt und ein Kinderprogramm von der Mobilen Spielplatzbetreuung Friedberg, dem Mobs. Der Eintrittspreis bewegt sich mit 20 Mark plus Gebühr im Vorverkauf und 28 Mark an der Tageskasse etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Die Eintrittskarte gilt auch für das Freitags-Konzert. Jugendliche bis 17 Jahre zahlen 15 Mark, Kinder unter 12 Jahre haben freien Eintritt.
Karten sind in Friedberg erhältlich im Bistro "Pastis", im Cafe "Kaktus", im Ticketshop, im Naturkostladen Regenbogen und bei Musik Velten. In Bad Nauheim kann man sie bei der Cha La GmbH und im Green Island kaufen. Außerdem gibt es sie im Plattenladen Ram Taro in Nidda. Man kann sie auch einfach telefonisch bestellen über die Tickethotline 06031/14949.

 
Friedberger Burgfest - The Busters
Friedberger Burgfest - Joint Venture
Friedberger Burgfest - Armin Heitz Zigan Swin Trio