Das Orginal Friedberger Burgfestmännchen

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   Presse 2000
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WZ: 6.4.2000

Zur »Trauerfeier« trommelte Terry noch einmal
Nach 24 Jahren kam nun das Aus fürs Burgfest - Grausam schwach
besuchte Fete am Samstag - Ein Rückblick

Friedberg (ax/ütz). Es ist leider so: Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung, wie es üblicherweise so
schön heißt, wurde das Friedberger Burgfest nicht zu Grabe getragen, und auch die »Trauerfeier« am
vergangenen Samstag war eine überschaubare Angelegenheit. Geradezu grausam wenige Getreue - nicht viel
mehr als ein Dutzend - waren ins Vereinsheim der »Deutsch-Iren« in der Bismarckstraße gekommen, um
einem Ereignis das letzte Geleit zu geben, das 24 Jahre lang ein kulturelles Markenzeichen der Kreisstadt
war. Eingeladen hatte die Arbeitsgemeinschaft Burgfest im Stadtjugendring, und auf ein großes Programm
hatte sie ausdrücklich verzichtet. Einer allerdings musste unbedingt dabei sein, Terry Keegan nämlich, der
Trommler, der kein Burgfest versäumt hat. So war es an ihm, den musikalischen Abgesang zu liefern für ein
Festival, das weit und breit einzigartig war.
Begonnen hatte alles im Club Lascaux, der absolut angesagten Kneipe der frühen 70er Jahre in der Kleinen
Klostergasse, die heute auch schon nicht mehr existiert. Es war eine Zeit, in der sich vieles bewegte in der
Stadt: 1974 wurde der Kinderplanet ins Leben gerufen, ein Jahr später öffnete das Jugendzentrum in der
Bismarckstraße seine Pforten. Die Gruppe von jungen Leuten, alle um die 20, die sich Anfang 1976 oder
Ende 1975 - so genau weiß das heute keiner mehr - eines schönen Abends im Lascaux traf, hatte bei all dem
kräftig mitgemischt, beides mit auf die Beine gestellt.
Natürlich geschah dies aus einem politischen Impuls heraus - die Juso-Szene um Leute wie Herfried
Münkler
oder Jürgen Schreiber war hier federführend -, doch die Ideen vom selbst bestimmten Handeln war
damals fast mit den Händen zu greifen und elektrisierte viele. Nach Juz und Kinderplanet fehlte irgendwie
noch etwas, irgendwie reichte das nicht, und wer aus der Clique auf die Idee kam, ist auch nicht mehr
auszumachen, doch am Ende des Kneipenabends war die Begeisterung groß und das Burgfest geboren. Ein
Fest von Jugendlichen organisiert für Jugendliche, nichtkommerziell und völlig frei und selbst bestimmt: So
sollte es sein, und so wurde es denn ja auch, und dieser Ansatz hielt sich bis zum Schluss.
Selbstredend wusste keiner der Gründerväter und -mütter, auf was man sich da eingelassen hatte, und so ging
man ans Werk, reichlich blauäugig aus heutiger Sicht. Beinahe allerdings wäre das ganze Unternehmen
gescheitert, denn die geplanten 5 Mark Eintritt erschienen einigen Organisatoren als Wucher, und so gab's
heftige Debatten um den Obolus, das Projekt stand deswegen auf der Kippe. Schließlich blieb es beim
Heiermann im ersten Jahr. So wurden denn Gruppen engagiert, der Burggarten in wochenlanger Arbeit
hergerichtet, eine zusätzliche Bühne aufgebaut und die Versorgung mit Essen und Trinken aufgezogen. Ein
paar hundert Leute wären schon prima gewesen, doch als es am 12. Juni 1976 schließlich so weit war, zählte
man ein paar tausend Besucher. Natürlich hatte damit niemand gerechnet, alles drohte zusammenzubrechen,
doch irgendwie ging dann alles doch noch gut.
In den Anfangsjahren ging das Ganze auch so weiter, denn bei jeder Neuauflage strömten mehr Massen in
den Burggarten. Über 6000 junge Leute dürften es schließlich gewesen; genaue Zahlen wurden aber gerade
damals nie ermittelt, da es mit der Buchführung und Kontrolle nicht sonderlich weit her war. Wie dem auch
sei, das Burgfest erwies sich als der absolute Renner, und die Gruppen, die hier spielten, gehörten manchmal
zur Elite der deutschen und internationalen Szene (siehe Kasten). Die meisten Besucher aber kamen wegen
der einzigartigen Atmosphäre im alten Gemäuer, Jahr für Jahr.
Im Laufe der Zeit allerdings machten sich Verschleißerscheinungen bemerkbar, denn einerseits hatte das Fest
eine Größe erreicht, die an die Grenze dessen stieß, was mit ehrenamtlicher Arbeit noch zu leisten war,
andererseits konnte man nur noch schwer mit den kommerziellen Festivals mithalten, die überall aus dem
Boden schossen und sich mit reichlich Geld exzellente Gruppen sichern konnten. Wann der schleichende
Niedergang begann, lässt sich nicht genau datieren, doch erste Anzeichen machten sich Ende der 80er und
dann verschärft Anfang der 90er bemerkbar.